In Video erklärt Gründer Torge Lahrsen in 60 Sekunden, wie energieintensive Unternehmen mit encentive ihre Energiekosten senken und ihren CO2-Fußabdruck reduzieren.
Die Einführung des Solarpakets durch die Ampel-Koalition markiert einen weiteren wichtigen Schritt in der Energiewende. Ziel ist es, bis 2030 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 200 Gigawatt zu installieren und den Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung auf mindestens 80 Prozent zu steigern. Laut Bundesminister Robert Habeck ist das Solarpaket ein „Booster“, der den Ausbau von Solarenergie beschleunigen und entbürokratisieren soll (Pressemitteilung BMWK, 2024). Doch mit dem verstärkten Angebot von Solarenergie könnten auch die Strompreise an den kurzfristigen Strombörsen drastisch sinken – sogar zu bestimmten Zeitpunkten ins Negative.
Was sind negative Strompreise?
Normalerweise erhalten große Stromerzeuger an den Strombörsen Geld dafür, dass sie Strom ins Netz einspeisen. Im Falle negativer Strompreise müssen sie jedoch Geld dafür bezahlen. Normale Haushalte, die Strom durch eigene Solaranlagen erzeugen, sind davon nicht betroffen. Doch wie entstehen negative Strompreise? Sie entstehen, wenn das Angebot an Strom das Nachfragewachstum übertrifft und das zusätzliche Angebot nicht exportiert werden kann. Dies geschieht oft, wenn volatilen Stromerzeuger wie Wind- und Solarenergie überproportional viel Strom einspeisen. In der Vergangenheit ist das beispielsweise an Feiertagen oder während der COVID-19 Pandemie vorgekommen, da wenig Strom verbraucht wurde. Aktuell ist im Gespräch, ob das Solarpaket und der Ausbau Erneuerbaren auch unterhalb normaler Arbeitswochen vermehrt zu negativen Strompreisen führen wird.
Der Ursprung negativer Strompreise
Negative Strompreise sind ein Phänomen, das bereits seit ihrer Zulassung im Jahr 2008 auftritt. Sie wurden damals auch auf Wunsch von Marktteilnehmern am Spotmarkt zugelassen. Ziel war unter anderem, dass sich konventionelle Kraftwerke eher an die Produktion von Solar- und Windenergie anpassen. Außerdem sollen sie einen Anreiz für Marktteilnehmer darstellen, um auf einen flexiblere Energieverbrauch umzustellen.
Wer zahlt für die negativen Strompreise?
Die Kosten negativer Strompreise tragen in erster Linie die Erzeugungsanlagen, die für ihren Strom bezahlen müssen, um ihn ins Netz einzuspeisen. Um dies zu kompensieren, erhalten sie jedoch nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Förderung, die sogenannte Marktprämie. Die Förderung wird durch die EEG-Umlage letztendlich auch durch die EndverbraucherInnen mitfinanziert. Um die Kosten zu deckeln, ist die Förderung aber seit 2023 auf drei aufeinanderfolgende Stunden begrenzt. Nach diesen drei Stunden bekommen die Erzeuger keine Marktprämie mehr. Das könnte in der aktuellen Lage zum Problem werden.
Das Problem mit den negativen Strompreisen
Im Jahr 2023 wurden mit 301 die bis heute meisten negativen Stundenkontrakte an der Strombörse aufgezeichnet (BHKW, 2024).Durch das Solarpaket und den verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien wird die Zahl wahrscheinlich weiter steigen. Experten wie Christoph Bauer, Professor für Energiewirtschaft an der TU Darmstadt, gehen von einem drastischen Anstieg aus (FR, 2024). Damit einhergehend steigen auch die Kosten für Betreiber immer weiter, was sie zu Verlierern der Strompreis-Situation macht. In ExpertInnenkreisen werden deshalb verschiedene Umgangsweisen vorgeschlagen:
- Einspeisung kleinerer PV-Anlagen steuern und besser auf Stromverbrauch über Smart Meter abstimmen
- Ausbau erneuerbarer Energien reduzieren oder gezielt steuern
- Speicherkapazitäten weiter ausbauen
- Mit flexiblen Netzentgelten Anreize schaffen, um grünen Strom dann zu verbrauchen, wenn er vermehrt zur Verfügung steht
- Flexibiliät auf Erzeuger- und VerbraucherInnenseite erhöhen
Wie können Unternehmen von negativen Strompreisen profitieren?
Die Industrie nimmt hier eine wichtige Rolle ein, da sie in Deutschland aktuell jährlich etwa 42% des Stroms verbraucht. Die Flexibilisierung ihres Verbrauchs hätte einen positiven Einfluss auf den Strommarkt. Gleichzeitig profitieren flexible Industrieunternehmen und werden zum Gewinner der aktuellen Situation. Wenn sie ihren Verbrauch auf die Erzeugung abstimmen, können sie negative Strompreise für sich nutzen und bis zu 20% Energiekosten sparen. Das ist mittlerweile schon ohne Zutun mithilfe von automatisierter Steuerung durch Energiemanagementsystemen wie flexOn möglich.
Negative Strompreise sind ein komplexes Phänomen, das durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt entsteht. Während sie für einige Marktteilnehmer Herausforderungen darstellen können, bieten sie gleichzeitig Chancen für Unternehmen, ihre Stromkosten zu senken und von flexiblen Verbrauchsprozessen zu profitieren.